Das natürliche Leben verläuft in Zyklen - in wiederkehrenden Rhythmen, nach Gesetzmäßigkeiten des Raumes und der Zeit. Jedes Jahr wiederholen sich Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Auf jeden Tag folgt eine Nacht. Am Meer wechseln die Gezeiten. Sonne, Mond und Sterne ziehen ihre vorgeschriebenen Bahnen und zeichnen ihre unterschiedlichen Konstellationen an das Firmament. Ein Gleichmaß und doch jeder Moment unwiederbringlich, einzigartig – jetzt – schon vergangen. Ständig wandelt das Leben zwischen Entstehen und Vergehen.
Wir stehen vor diesen Prozessen und mitten darin. Begeben wir uns in die Natur hinein mit unseren Sinnen, mit unserem Bewusstsein, mit unseren Gestaltungskräften, so werden diese Phänomene konkret, erlebbar.
Sich selbst in einen größeren Zusammenhang zu stellen, sich als Teil einer lebendigen Ganzheit zu erleben, sich vor dem zu neigen was mich trägt und staunend den Blick zu heben zu dem, was mich übersteigt, das kann Ressource sein für menschliche Entwicklung und gesellschaftliche Erneuerung.
"Ich kreise
im Kreis
der Gestirne
ein ehernes Spiel
aus Zukunftsmusik"
- Rose Ausländer
Vielleicht müssten wir – um mit Joseph Roth zu sprechen – nicht in Schulen oder Universitäten studieren, sondern in Wäldern, damit wir bevor wir zu sprechen beginnen, das Schweigen erlernen.
Das könnte möglicherweise für alle kommunikativen, lehrenden Berufssparten wie auch für unser gesamtes soziales Miteinander eine sinnvolle Bereicherung darstellen. Ganz zu s c h w e i g e n von unserer Beziehung zum Mitgeschöpflichen und zum Geistigen.
"Ich ging im Walde so für mich hin und nichts zu suchen, das war mein Sinn." - Johann Wolfgang von Goethe
Was tun bzw. lassen wir im Wald?
Vorrangig gehen wir – schweigend. Wir üben uns im künstlerischen Lauschen, Schauen und Ertasten der Naturerscheinungen, der inneren wie der äußeren Bewegungen. Den Atemrhythmus der Jahreszeiten suchen wir leiblich-seelisch-geistig mitzuempfinden. Wir spiegeln uns in den natürlichen Lebensvorgängen des Waldes. Wir stellen ihm Fragen. Zwischen Werden und Vergehen, Wachsen, Erblühen, Reifen, Sterben suchen wir nach dem Gestaltenden hinter dem sinnlich Wahrnehmbaren.
"Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis..." - Johann Wolfgang von Goethe
An jedem 1.Samstag im Monat in der Zeit zwischen 10:00 - 13:00 Uhr max. - bei Feiertagen oder Ferienzeiten der nächstmögliche Samstag - lädt die „TanzKunst“ zu einer künstlerischen Expedition durch den Deveser Wald ein (Treffpunkt: Parkplatz Café Webstuhl). Wir besinnen uns auf bewegten Pfaden und folgen kreativ dem Atemrhythmus der Jahreszeiten und deren jeweiligen Erscheinungen.
Nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur ungünstige Kleidung“ trotzen wir allen Unbilden der Witterung mit Regenkleidung, festem Schuhwerk, Wollsachen, Zeckenabwehrsystemen, Sonnenschutz... . Es empfiehlt sich Trinkwasser und etwas Nahrung für ein kleines Picknick mitzubringen. Das alles transportiert Ihr am besten im Rucksack, damit die Hände frei sind.
"Im Wald zwei Wege boten sich mir dar
und ich ging den,
der weniger beschritten war."
- Henry David Thoreau
Tanz am Meer
Fließen, Strömungskraft, Bewegung und Gegenbewegung, Kommen und Gehen, Ebbe und Flut, Tiefgang und Hoch-Zeit, Ruhe und Turbulenz, Spannung und Entspannung, Rhythmus und Wiederholung verbinden sich mit der Zeitlosigkeit ewiger Wiederkehr und geronnener Bewegung in in Stein, Fels, Sand und Muschelfund. Im ästhetisch-kreativen Prozess des Wahrnehmens und Gestaltens stellen wir uns hinein in Prozesshaftes, in Werdendes. Wir lauschen Gewordenem entgegen, verlebendigen, befragen, vergegenwärtigen – wir integrieren und stellen uns gegenüber.
"Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen
Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer"
- Erich Fried
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